Foto: Rabih Mroué
Foto: Marcus Lieberenz /Haus der Kulturen der Welt
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Rabih Mroué /
Lina Saneh
33 rounds and a few seconds
Rabih Mroué gehört zu den wichtigsten Bildenden Künst-
lern der Gegenwart, der u.a. bei der jüngsten documenta
mit einer »der klügsten und gewaltigsten« (
SZ
) Arbeiten
im Fokus stand. Neben Installationen entwickelt Mroué
Performances mit seiner Partnerin Lina Saneh, die sich
mit der Konstruktion von Realität auseinandersetzen
(und auch mehrfach auf Kampnagel zu sehen waren). Das
u.a. beim Festival in Avignon gezeigte Stück 33
ROUNDS
AND
A
FEW
SECONDS
ist eine ästhetisch ebenso einfa-
che wie beeindruckende Auseinandersetzung mit den
Auswirkungen der jüngsten arabischen Revolutionen im
Libanon: Ein junger Libanese begeht Selbstmord und
erklärt in einem Abschiedsbrief, seine Gründe seien rein
persönlich, nicht politisch. Über seinen Tod entsteht eine
Diskussion, bei der die ideologischen Gräben, politisch-
sozialen Spaltungen und Hoffnungen einer ganzen Gesell-
schaft deutlich werden. Mit ihrer semi-dokumentarischen
Arbeit liefern Mroué/Saneh eine brillante Analyse der
Gegenwart und zeigen Geschichte als die Konstruktion
aus Teilen menschlicher Kommunikation.
A young Lebanese man takes his own life and, in a fare-
well letter, declares that his reasons are personal and
have nothing to do with politics. In their semi-documen-
tary work, acclaimed visual artists RabihMroué and Lina
Saneh astutely reconstruct the final moments of a person’s
life through film, sound and set.
[
Do
]
15.08.
+[
Fr
]
16.08.
19:30, [
Sa
]
17.08.
19:00, 60
Text und Regie
Rabih Mroué & Lina Saneh
Bühnenbild, Grafik und Anima-
tion
Samar Maakaroun
Kamera
Sarmad Louis
Casting und Produktion
Petra
Serhal
Schnitt
Najib Zeitouni & Sarmad Louis
Koproduktion
Kampnagel (Ham-
burg), Ashkal Alwan – the lebanese association for plastic arts (Beirut), La Bâtie – Festival
deGenève,Festivald’Avignon,FestivaldelleCollineTorinesi (Turin),Kunstenfestivaldesarts
(Brüssel), Malta Festival (Posen), Scène nationale de Petit-Quevilly / Mont-Saint-Aignan
(Rouen), Stage – Helsinki Theatre Festival & Théâtre de l’Agora – Scène Nationale d’Evry et
de l’Essonne, steirischer herbst.
woche 2
Performance
Bildende Kunst
P1
Libanon
K2
Theorie
Performance
Chto delat?
»Was tun?« heißt übersetzt der Name des russischen Kol-
lektivs aus Künstlern, Kritikern, Philosophen und Auto-
ren. In Ausstellungen von der Kunsthalle Baden Baden bis
zumNew Yorker NewMuseum geht Chto delat? der alten
Frage nach, wie Kunst politisch wirksam sein kann. Dafür
hat die 2003 gegründete Gruppe verschiedene Singspiele
entwickelt, die von Bertolt Brechts Form des Lehrstücks
ausgehen: Populäre Musik, szenische Aktion und gesell-
schaftliche Allegorik verband Brecht zu einer Theaterform,
die die Zuschauer aktiv einbezieht und zu einer eigenen
Haltung bringen soll. Für das Sommerfestival entwickeln
Chto Delat? das Singspiel
THE DIALETICS OF SUBLIME
,
das sich mit dem politischen Erbe der Romantik als revo-
lutionärer Form auseinandersetzt und gleichzeitig eine
Analyse der aktuellen politischen Lage liefert. Das Stück
wird einmalig aufgeführt als Abschluss eines einwöchi-
gen Workshops mit europäischen Studierenden, bei dem
Chto Delat? Theorie und Praxis verbinden. Die Arbeit ist
von Chto Delat? teilnehmen. 2013 ist die Gruppe außer-
The Russian collective Chto delat? uses the Brechtian form
of the learning play to investigate the potential of German
revolutionary Romanticism for contemporary political
analysis. The performance is the result of a week-long
seminar led by Chto delat? during the Summer Festival,
with participants from different European countries.
In Kooperation mit der Körber-Stiftung; gefördert im Rahmen von Szenenwechsel,
einemProgramderRobertBoschStiftungunddem InternationalenTheaterinstitut.
A Learning Play.
The Dialetics of Sublime
Russland
woche 2
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