Preiswürdiges Nordlichtfunkeln
Die Finnin Kaija Saariaho hat mit ihrem umfangreichen Schaffen ge-
zeigt, dass hochgradige Komplexität und zart funkelnde Sinnlichkeit
sich keinesfalls ausschließen müssen. Rasch fand sie aus den Insider-
zirkeln in die Belle Etage der internationalen Festivals und Opernhäuser.
Die New Yorker und Berliner Philharmoniker haben bei ihr Werke be-
stellt. Und gleich mit ihrer ersten Oper „L’Amour de loin“, die 2000 bei
den Salzburger Festspielen von Kent Nagano uraufgeführt wurde,
legte sie den Grundstein für weitere Musiktheater-Erfolge u.a. an der
Pariser Bastille-Oper. Die 1952 in Helsinki geborene Komponistin, die
in Freiburg bei Brian Ferneyhough und Klaus Huber ihr Kompositions-
studium fortsetzte, ist nun mit dem alternativen Nobelpreis für Musik,
dem schwedischen „Polar Music Prize“ ausgezeichnet worden. Der ein-
zige Wermutstropfen ist jedoch, dass Saariaho sich wie auch ihre Vor-
gänger Boulez, Stockhausen und Ligeti das Preisgeld von 234.000 Euro
mit dem obligatorisch zweiten Gewinner teilen muss. In ihrem Fall ist es
der senegalesische Sänger Youssou N’Dour.
gf
Ein Cello-König ist abgetreten
Schon in ganz jungen Jahren war János Starker ein Wunderkind am
Cello, wie es im Buch steht. Mit elf Jahren besuchte er in seiner Heimat-
stadt Budapest die Franz-Liszt-Musikakademie, wo u. a. Zoltán Kodály,
Béla Bartók und Ernst von Dohnányi seine Lehrer waren. Schnell
machten die ersten Vergleiche mit Pablo Casals und Emanuel Feuer-
bach die Runde. Doch erst nach seiner erzwungenen Übersiedlung in
die USA begann die eigentliche Karriere Starkers. Er wurde 1. Solo-Cel-
list an der New Yorker Metropolitan Opera und beim Chicago Sympho-
ny Orchestra. Und während er 1958 eine Professur an der Indiana Uni-
versity übernahm, die er bis 2001 innehatte, mehrte er mit zahlreichen
Einspielungen und Konzerten seinen Ruf als einer der besten Cellisten.
Als „hell, schwerelos, geschmeidig, nie derb auftrumpfend, technisch
makellos“ hat einmal der Cello-Experte Harald Eggebrecht Starkers Spiel
beschrieben. Nun ist es endgültig verstummt. Am 28. April verstarb
János Starker im Alter von 88 Jahren in Bloomington.
gf
BMW Welt Jazz Award 2013 für Ari Hoenig
„Leading Drums“ war heuer das Motto des von BMW mit BR Klassik,
der Stadt München, der Jazzzeitung und Ludwig Beck ausgelobten
Münchner Wettbewerbs. Aus sechs Sonntags-Matinéen mit sechs
Ensembles waren das New Yorker Ari Hoenig Quartet und das in Berlin
probende Quartett des Schweizers Samuel Rohrer als Finalisten hervor-
gegangen. Aktueller amerikanischer traf so auf europäischen Haupt-
stadtjazz. Das Los ließ Ari Hoenig den Vortritt. New Yorker Relaxtheit,
aberwitzig virtuose Präzision, ausgebuffte Metren, kühne dynamische
Abstufungen, überraschende harmonische Wendungen und eine für
Überraschungen stets offene Spielhaltung hielten das Auditorium in
ihrem Bann. Vor der amerikanischen Folie kamen die Europäer nicht
über den Status eines hochinteressanten notenbasierten Projekts
hinaus; 5.000 Euro Preisgeld waren ihr Trost. Ari Hoenig dagegen bekam
neben Trophäe und 10.000 Euro Preisgeld noch den mit einem Aufent-
halt auf Schloss Elmau dotierten Publikumspreis.
tf
Pasticcio
Meldungen und Meinungen der Musikwelt
Preisträgerin:
Kaija Saariaho
Verstummt:
János Starker
Ari Hoenig
Quartet
Leserbriefe
Zum Interview mit Ian Bostridge
in RONDO 2/13
Die Fragen an Ian Bostridge
und die Antworten darauf, fin-
de ich etwas irritierend. Anno
1947 brach­te die Städt. Oper Ber-
lin [Brittens „Albert Herring“]
mit großem Publikumserfolg zur
Aufführung. Britten’s damaliger
„Sommernachts­traum“ […] brach-
te gleichen Jahres in der Fritz Gen-
schow’ Inszenierung im Park des
Hauses am Waldsee, Argentini-
sche Allee, 30, wahres Entzücken.
Insofern also, ließe sich resü-
mieren, daß Benjamin Britten
in Deutschland durchaus siche-
ren Anklang fand; zumal seine
„Simple Symphony“ sich bis heu-
te größter Sympathien erfreut!
Christoph Anden, Neuss
Zu Matthias Kornemann, „Lor-
beer & Zitronen 2012“ auf www.
rondomagazin.de
Man kann sich HJ Lim[s Beetho­
ven­sonaten] in Proskynese nä-
hern oder sie kompromisslos
ver­dam­men, mag ihre Gesamt-
einspielung als Beethovenrausch-
droge benutzen oder ihre CDs wie
[Rondo-Autor] Matthias Korne­
mann blasphemisch im Müll­eimer
entsorgen. Eins steht jedoch fest!
HJ Lim […] ist ge­gen­wär­tig wohl
eine der begab­testen, revolutio-
närsten, spon­tans­ten, natürlichs-
ten und tech­nisch brillantesten
Phänome­ne der jungen Pianis-
tenszene […].
Hans Ulrich Behner, Mainz
Anm. der Redaktion: Wir finden
es prima, wenn Musik Menschen
polarisiert und begeistert, und
unsere Kritiker können Wider-
spruch vertragen. Die Kommen-
tarfunktion auf rondomagazin.
de steht jederzeit für den Aus-
tausch über Ihre Lieblingsauf-
nahme zur Verfügung!
Erratum
In Ausgabe 02/2013 hat der
­Fehlerteufel zugeschlagen:
Die Notenausgabe von Pergolesis
„Septem verba a Christo“ ist im
Breitkopf & Härtel-Verlag erschie-
nen, nicht – wie im Artikel ange-
geben – bei Bärenreiter.
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1,2,3 5,6,7,8,9,10,11,12,13,14,...52