Licht diktiert auf eine gewisse Art meinen Aus-
druck und die Ästhetik. Wir haben in Polen
unser graues Licht – und daraus resultiert
eine gewisse Melancholie.“ New York hingegen
steht für „strahlende, sonnige Tage.“
Aus
dieser
Konstellation
entstehen
Reibungen, die mit europäischen Musikern
kaum möglich wären, betont er. Zu den Auf-
nahmesessions hatte er Themen beigesteuert,
die er zur musikalischen Umrahmung einer
Lesung von Wisława Szymborska entwickelt
hatte. „Mit einem enormen Flow wurde daraus
eine neue transkulturelle Musik.“
An die Gedichte Szymborskas dachten
sie währenddessen nicht mehr. Die kamen
Stanko und dem Produzenten Manfred Eicher
erst wieder in den Sinn, als sie die Titelfolge
der Aufnahmen festlegten. „Wisława“, erinnert
er sich an gemeinsame Auftritte und eine
polnische Plattenproduktion, „war schon über
85 Jahre alt, und sie wirkte sehr, sehr jung. Und
frisch. Und sie war voll Kreativität.“ Dies sollte
das Album spiegeln. Sie war eine großartige
Frau, und ich wollte ihr einfach etwas widmen.“
Gehört hat es die Wortkünstlerin nicht mehr.
Sie ist am 1. Februar 2012 gestorben.
Neu erschienen:
Tomasz Stanko New York
Quartet:
Wisława,
ECM/Universal
S
zymborska sei ein „Mozart der Poesie“,
lobte sie 1996 das Nobelpreis-Komitee.
Sie beobachtete scheinbar Alltäg-
liches, doch die Art, wie sie diese
Bilder zusammenfügte, riss sie aus dem Ver-
trauten, verlieh ihnen neuen Sinn, machte sie
zu Symbolen für Tieferes.
Dasselbe gilt für das New York Quartet
des Trompeters Tomasz Stanko. In dessen
offenem, kommunikativem Spiel gibt es
keine festgeklopften Aussagen. Ihre unter-
schiedliche Herkunft macht die Mitglieder
zu Individualisten. Der Pianist David Virelles
wurde in Kuba ausgebildet. „Kuba, das ist
die russische Schule des Romantizismus“,
skizziert Stanko. „Dazu kommen Davids Jazz-
wurzeln. Und die kubanischen Rhythmen.“
Den Bassisten Thomas Morgan lobt er als
„Typ, der alles über die Tradition des Jazz
weiß – und extrem einzigartig spielt“, und
am Schlagzeuger Gerald Cleaver schätzt er,
dass sich dieser „mit der europäischen Art
von Rhythmen auskennt und seine afro-
amerikanischen Wurzeln einbringt.“
Stanko selbst stammt aus Polen. „Natürlich
prägt das meine Stimmung“, sagt er und meint
damit weniger, dass sich die polnische Folklore
in seinem Spiel spiegle. „Ich habe mich nie
ernsthaft mit Volksmusik befasst. Aber das
23
Tomasz Stanko
Graues Licht,
strahlende Sonne
Die Lyrikern Wisława Szymborska war keine
Freundin großer Worte. Tomasz Stanko hat nun
ein Doppelalbum nach ihr benannt.
Von
Werner St i efele
südtirol classic festival
MERANER MUSIKWOCHEN
28 YEARS
INFO:
26
.
08
. –
20
.
09
.
2013
26.08. ROTTERDAM PHILHARMONIC ORCHESTRA
YANNIK NEZET-SEGUIN
ANNA CATERINA ANTONACCI
Tschaikowsky, Wagner, Prokofiev
29.08. NHK SYMPHONY ORCHESTRA TOKIO
CHARLES DUTOIT - VADIM REPIN
Lalo, Tschaikowsky
03.09. DANIEL HOPE & FRIENDS
OF THE CHAMBER MUSIC SOCIETY
OF LINCOLN CENTER
BENJAMIN BEILMAN - PAUL NEUBAUER
DAVID FINCKEL - WU HAN
Dvorak, Brahms
04.09. INFRA & VIVALDI RECOMPOSED
DEUTSCHES KAMMERORCHESTER BERLIN
DANIEL HOPE & MAX RICHTER
05.09. DEUTSCHES KAMMERORCHESTER BERLIN
RUNDFUNKCHOR BERLIN
SIMON HALSEY – DANIEL HOPE
05.09. DANIEL HOPE
MUSICA UNIVERSALIS FÜR VIOLINE SOLO
Westhoff, Biber, Penderecki, Schnittke,
A Paganini, Bach
07.09. DANIEL HOPE, SEBASTIAN KNAUER
& KLAUS MARIA BRANDAUER
Mozart UNPLUGGED: Mozart, Beethoven, Brahms
09.09. TCHAIKOVSKY SYMPHONY ORCHESTRA
MOSCOW - VLADIMIR FEDOSEYEV
Rachmaninoff, Schostakowitsch
12.09. POLNISCHE KAMMERPHILHARMONIE
WOJCIECH RAJSKI - RAGNA SCHIRMER
Haydn, Händel, Schubert
16.09. PHILHARMONIA ORCHESTRA LONDON
ESA PEKKA SALONEN
Beethoven, Berlioz
20.09. MOZARTEUM ORCHESTER SALZBURG
BACHCHOR SALZBURG
Joseph Haydn: Oratorium „Die Jahreszeiten“
photo:HaraldHoffmann